Theseus, der K nig von Athen, hatte dem blinden dipus erlaubt, zusammen mit seinen T chtern im heiligen Hain von Kolonos zu bleiben.

Ganz in der N he lag eine kleines Dorf. Den Bewohnern kam aber schon bald zu Ohren, dass der gestürzte K nig Kreon von Theben [1] mit Bewaffneten im Anmarsch war. "Ihr seid wohl von meinem Erscheinen überrascht", sprach dieser zu den versammelten Dorfbewohnern, "doch habt keine Sorge und zürnet nicht! Ich bin nicht so jung und übermütig, gegen euren K nig Theseus einen Kampf zu wagen. Ich bin ein Greis, der nur gesandt wurde, um dipus in Güte zu überreden. Er ist mein Schwager, und das Volk von Theben wünscht seine Rückkehr in die alte Heimat."

Dann wendete sich Kreon an seinen Schwager dipus und redete mit lobpreisenden Worten auf ihn und seine T chter ein. dipus aber erhob drohend seinen Stab. Dies tat er als Zeichen, dass Kreon ihm nicht n her kommen sollte. "Du Schamlosester aller Betrüger!", rief dipus. "Das fehlte noch zu meinem Unglück, dass du hierher kommst und mich gefangen nimmst! Ich werde nicht zu euch kommen, aber den D mon der Rache werde ich euch senden. Und meine beiden S hne, die so schamlos nach dem Throne von Theben trachten, sollen nur so viel Boden besitzen, um sterbend darauf zu liegen!"

Kreon wollte nun versuchen, dipus in seine Gewalt zu bringen. Doch die Dorfbewohner stellten sich gegen ihn und beriefen sich dabei auf ihren K nig Theseus. In dem folgenden Getümmel gelang es den Thebanern, die beiden T chter von dipus zu ergreifen. Diese schleppten sie fort. Kreon aber sprach: "Deinen Stab habe ich dir wenigstens entrissen. Versuche es nur, du armseliger Blinder, und wandere weiter!"

Der Erfolg machte Kreon jetzt kühner. Er ging noch einmal mit seinen Kriegerschar auf dipus zu und legte Hand an ihn. Jetzt war es K nig Theseus selbst, der Einhalt gebot. Er war von dem bewaffneten Einfall unterrichtet worden und herbeigeeilt.

Als Theseus nun h rte und sah, was geschehen war, schickte er einen Teil seiner M nner zu Fu und zu Rosse aus, um die T chter von dipus zu befreien. Dem Kreon sagte er, seine Freilassung werde nur dann erfolgen, wenn die T chter unbeschadet zurückkehren k nnten.

"Erhabener Theseus", antwortete der besch mte Kreon, "ich bin wahrlich nicht gekommen, dich und deine Stadt zu bekriegen. Wie sollte ich wissen, dass deine Mitbürger solch einen Eifer für meinen blinden Verwandten an den Tag legen. Wie konnte ich ahnen, dass deine Mitbürger den Vaterm rder, den Gatten seiner Mutter, lieber bei sich sehen, statt ihn in sein Vaterland zu entlassen!"

Damit war es genug der Worte. Theseus befahl Kreon zu schweigen. Und es verging nur eine kurze Zeit, da waren die flüchtigen Thebaner aufgespürt und die beiden T chter in die Arme von dipus zurückgeführt. So konnte der ehrenhafte Theseus auch sein Versprechen halten und lie Kreon mit all seinen M nnern heimw rts ziehen.

Erkl rungen:

[1] Theben ist eine Stadt in der griechischen Landschaft B otien gewesen.